Wenn ich nicht für mich selbst einstehe
– wer dann? (Erich Fromm)
Authentischer leben
Einige von uns glauben, ab und zu ein wenig schummeln zu müssen, um entspannter durchs Leben zu gehen. Zum Beispiel dann, wenn es darum geht, eine Sache abzumildern, um nicht ganz so blöd da zu stehen. Oder: Es wird etwas dicker auftragen, weil das Vorteile verspricht oder etwas wird verschwiegen, weil negative Konsequenzen befürchtet werden usw.
Sozialpsychologisch nennt man das „Selbstmarketing“.
Wie auch immer, diese kleinen „Schlenker“ sollten wir unseren Mitmenschen und uns selbst verzeihen. Sie dienen als Krücken, wenn wir uns unsicher oder angeschlagen fühlen.
Wir wissen ja – nobody is perfect.
Gerät dieses Verhalten jedoch außer Kontrolle, landet man über kurz oder lang im Schlamassel.
Am ehesten sind diejenigen unter uns davon betroffen, die viel zu oft „ja“ sagen, obwohl sie eigentlich „nein“ sagen wollen.
Auch wer schweigend zuschaut, wenn etwas den berühmten Bach hinunter geht, oder sich
mit vorgeschobenen Argumenten aus dem Staub macht, sobald es schwierig wird, löst keine Probleme. Irgendwann kommen die ungelösten Probleme als Bumerang zurück – und meistens in den ungünstigsten aller Momente.
Menschen, die sich bei ihrer Lebensgestaltung verbiegen, und sich hauptsächlich an den vermeintlichen Erwartungen anderer orientieren, sollten hellhöriger werden. Wer sich überwiegend für den Erhalt seiner Fassade einsetzt, mag zwar viel Anerkennung und Lob ernten, aber die Person hinter dieser Kulisse, kommt nicht wirklich zum Zug.
Diejenigen, die sich angesprochen fühlen, sollten den eigenen Bedürfnissen und Interessen eine höhere Wichtigkeit beimessen. Das verbessert die Chancen, diese zu entfalten, anstatt
sie in einem Schattendasein verkümmern zu lassen.
Aber um es klar zu stellen, damit meine ich nicht, dass man ohne Rücksicht auf andere
seinen Egotrip durchziehen soll. Wir haben alle eine soziale Verantwortung und Verpflichtungen. Wer sich aber immerzu zurücknimmt und auf „bessere Zeiten“ hofft, bleibt auf der Strecke. Er wird immer unzufriedener und sein Selbstwert landet im Keller.
Da nutzt es auch nichts, wenn man versucht, seinen Mitmenschen etwas anderes vorzugaukeln. Im Inneren sieht es anders aus.
Hier ein paar Tipps, die vielleicht helfen können.
A) Lernen Sie „Nein“ zu sagen.
Üben sie es. Stellen Sie sich vor einen Spiegel,
atmen Sie tief aus,
schauen Sie in Ihr Gesicht,
sagen Sie freundlich laut und bestimmt: „Nein“.
Ein paar Minuten am Tag reichen.
Machen Sie dieÜbung mehrere Tage hintereinander.
Möglicherweise kommen Sie sich am Anfang dieser Übung ziemlich bescheuert vor.
Das macht nichts.
Machen Sie sich bewusst, wie es sich im „richtigen Leben“ angefühlt hat, als Sie „Nein“
sagen wollten und sich das nicht trauten. Auch kein tolles Gefühl, oder?
Betrachten Sie diese Übung als abgeschlossen, wenn Sie freundlich und ohne schlechtes Gewissen, entspannt und selbstsicher „Nein“ sagen können.
B) Lernen Sie entspannt zu bleiben, wenn Ihnen ein „Korb“ gegeben wird.
Die anderen haben ebenso, wie sie selbst, ein Recht darauf etwas nicht zu wollen.
Verharren Sie nicht in der Enttäuschung.
Suchen und finden Sie Alternativen.
Das erfordert anfangs etwas Geduld. Mit der Zeit gelingt es aber immer besser, mit einer Absage zurecht zu kommen.
Geben Sie nicht auf, denn: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.
C) Seien Sie Ihr bester Freund.
Gehen Sie (besonders in schwierigen Zeiten) liebevoll mit sich selbst um.
Vor allem dann, wenn sie fatale Fehler gemacht haben sollten.
Arbeiten Sie an Lösungen.
Selbstvorwürfe und Schuldgefühle lähmen.
Schieben sie den Grund für eigenes Scheitern keinem anderen in die Schuhe.
Üernehmen Sie Verantwortung und regeln sie, was es zu regeln gibt.
Beziehen Sie andere mit ein, falls Sie es alleine nicht schaffen.
Verkriechen Sie sich nicht.
D) Kultivieren Sie keine Feindschaften.
Auch dann nicht, wenn ein anderer Ihnen das Leben schwer machen oder Sie unterbuttern will. Bleiben Sie gegebenenfalls auf Distanz.
Setzen Sie sich für das Gelingen Ihrer eigenen Ziele ein. Das bringt mehr, als sich wegen anderer zu grämen.
E) Bleiben Sie sich selbst treu.
Werden Sie der Chef in Ihrem eigenen Leben, falls sie es noch nicht sind.
Wenn Sie gelernt haben, zu sich selbst zu stehen und auf sich selbst zu achten,
dann sind Sie Ihr bester Ratgeber.
Denn die Suppe müssen Sie am Ende auslöffeln.
Achten Sie deshalb sehr sorgsam darauf, dass sie Ihnen auch schmeckt.
„Glück ist kein Geschenk der Götter;
es ist die Frucht einer inneren Einstellung“
Erich Fromm