Zündstoff Kritik
Wenn es darum geht, andere zu kritisieren, sind viele von uns sehr schnell mit von der Partie.
Vor allem dann wenn diejenigen, über die gerade geredet wird, nicht anwesend sind.
Wird man jedoch selbst kritisiert, kommen einige von uns in arge Bedrängnis. Und für manche
ist es so unerträglich, dass sie sprichwörtlich darunter zusammenbrechen.
Kritisiert zu werden empfinden viele als Demütigung und Ansehensverlust. Wird Kritik als
aggressiv oder verurteilend empfunden, erscheint es nahezu unmöglich dem Kritiker gelassen
zu begegnen. Kritik an unserem Verhalten verletzt häufig unser Grundbedürfnis nach Selbstwert
und Anerkennung - und das soll vermieden werden.
Leider lässt sich Kritik nicht immer vermeiden, weil es unmöglich ist, es immer allen recht zu machen. Egal wie sehr man sich bemüht.
Kritik ist niemals objektiv.
Sie gibt die subjektive Meinung des Kritisierenden wieder.
Er hat seine Sicht und von seinem Standpunkt erscheinen die Dinge so wie er sie beschreibt. Ein anderer hat möglicherweise eine
ganz andere Sichtweise und für ihn stellt sich eine Situation demzufolge ganz anders dar.
Ein souveräner Umgang mit Kritik ist erlernbar und lässt sich trainieren.
Die Regel lautet:
1. Zuhören 2. Verstehen 3. Klären.
Und zwar genau in dieser Reihenfolge.
1. Zuhören. (Mund zu - Ohren auf.)
Schauen Sie dem Kritiker in die Augen. Schenken Sie dem Kritiker Ihre gesamte Aufmerksamkeit.
Das entspannt die Situation - Atmen Sie tief aus. Dadurch werden / bleiben Sie entspannt und es
hält den Kopf klarer.
Vergessen Sie nicht: Der Kritiker erzählt seinen Standpunkt. Lassen Se sich
deshalb nicht kirre machen.
Ihr eigener Standpunkt kann ein völlig anderer sein.
Unterbrechen Sie nicht, solange er damit beschäftigt ist, seinen Standpunkt darzulegen. Wer nicht aufmerksam zuhört und stattdessen sofort wie auf Knopfdruck reagiert, gefährdet die Möglichkeiten
für eine konstruktive Lösung.
Hier ein paar typische Beispiele die nicht hilfreich sind, auf Kritik zu reagieren:
Abblocken - ignorieren - sich rechtfertigen - versuchen sich hinauszuwinden - verbal zurückschlagen - Sündenböcke suchen - die Kritik bewusst missverstehen und dem Kritiker Worte in den Mund legen,
die er nie gesagt hat - sich als Versager fühlen - sich ungerecht behandelt fühlen - beleidigt sein - innerlich erstarren - Angst vor Konsequenzen - andere gegen den Kritiker aufhetzen - usw.
2. Verstehen.
(Verstanden ist nicht gleichbedeutend mit einverstanden.)
Versuchen Sie zu begreifen um was es dem Kritiker geht. Auch dann, wenn er sich im Ton vergreift. Möglicherweise schleppt er seine Beschwerden schon länger mit sich herum und ein kleiner Anlass genügte und es platzte (vielleicht in einem unpassenden Moment) aus ihm heraus.
Lassen sie sich nicht von einer schlechten Stimmung anstecken.
Geben Sie stattdessen wertschätzendes Feedback. Bestätigen Sie seine Emotion. (Beispiele: „Ich sehe, dass Sie sich sehr ärgern.“ oder „Jetzt sind Sie sicher sehr enttäuscht.“ oder „Das ist natürlich sehr unangenehm.“ etc.) Fühlt der Kritiker sich verstanden und ernst genommen, beruhigt er sich in den meisten Fällen sehr schnell und lenkt dann oft sogar von selbst ein
Es kann aber auch sein, dass der Kritiker versucht Ihnen Dinge ans Bein zu flicken die Sie nicht zu verantworten haben. Eventuell benutzt er Sie als Blitzableiter für seinen eigenen Frust. Möglicherweise versucht er irgendwelche Machtspielchen mit Ihnen zu spielen. Vielleicht haben Sie es bei dem Kritiker mit einem notorischen Nörgler (Meckerer, Jammerer) zu tun. Ein Nörgler will nur meckern sonst nichts aber klären will dieser Typus Mensch nichts.
Finden Sie es heraus indem sie aufmerksam zuhören.
3. Klären.
Gehen Sie erst auf den sachlichen Inhalt von Beschwerden ein, wenn die emotionalen Wogen etwas geglättet sind. Erst dann fragen Sie nach.
Klären Sie dann, um was es eigentlich geht.
- Ist Schaden entstanden? Lässt er sich beheben? Wie?
- Gab es Missverständnisse in der Kommunikation?
- Gab es unterschiedliche Erwartungshaltungen?
- Gab es Kompetenzüberschreitungen / Übergriffigkeiten?
- Wurden Vereinbarungen nicht eingehalten?
- Gibt es Vorschläge, wie man es zukünftig besser machen könnte?
- usw.
Sollte sich herausstellen, dass Sie einen Fehler gemacht haben, dann empfiehlt es sich, dazu zu
stehen. Zeigen sie Größe, indem Sie sich entschuldigen und Bereitschaft zeigen, einen Beitrag zu
leisten, es wieder in Ordnung zu bringen.
Menschen die sich verkrümeln, wenn ihnen Fehler unterlaufen sind,
verlieren an Glaubwürdigkeit und Ansehen.
Manchmal kann es sinnvoll sein, sich zu verabreden, um Grundsätzliches zu besprechen, damit das Miteinander zukünftig harmonischer und funktionaler gestaltet werden kann.
Wenn Sie Bereitschaft demonstrieren, dass Dinge in Ordnung gebracht werden, lösen sich Kritikpunkte in der Regel sehr bald auf.
Der souveräne Umgang mit Kritik ist das A und O für ein harmonisches Miteinander. Kritikfähigkeit ist eine der wichtigsten Sozialkompetenzen im Beruf in der Familie und im Umgang mit Freunden.